Wir über uns

Die Großefehntjer Bürgerliste – 

wie sie entstanden ist und was sie bewirkt hat


Begonnen hat alles im schönen und beschaulichen Dorf Holtrop im Jahre 1989:

Gegen den erklärten Willen des Ortsrates hatte der damalige Ortsbürger-meister auf den Bau eines Fußweges entlang eines Teilstückes der Rindelmeerstraße hingearbeitet. Auch die Anwohner lehnten dieses Vorhaben entschieden ab, weil sie erstens dafür keine Notwendigkeit sahen und zweitens nicht damit einverstanden waren, dass die nicht unerheblichen Kosten auf die Anlieger umgelegt werden sollten.

Es kam, wie es in einem solchen Fall kommen musste: 4 von 7 Ortsrats-mitgliedern traten aus Protest zurück (und auch ihre jeweiligen Nachrücker auf der Liste verzichteten auf ihr Mandat), so dass am 18. Juni 1989 der Holtroper Ortsrat neu gewählt werden musste.

Zuvor hatten die langjährigen Ortsratsmitglieder Heye Alberts, Wilhelm Arkebauer sowie Aljet Gronewold Kontakt zum Lehrer Uwe Harms aufge-nommen, um ihn für eine Kandidatur zu gewinnen. Einig war man sich in dem Ziel, etwas „Neues“ beginnen zu wollen und die Geschicke des Ortes zukünftig stärker selbst in die Hand zu nehmen anstatt sich vor allem auf die Gemeinde oder den Landkreis zu verlassen.

Der Wahlvorschlag sollte eine nach dem Alphabet geordnete „Liste“ von interessierten „Bürgern“ sein: Die „Holtroper Bürgerliste“ war geboren und holte auf Anhieb die Mehrheit im neugewählten Ortsrat. Seinerzeit berichtete die Presse sehr ausführlich über Inhalte und Ziele dieser in vielerlei Hinsicht neuen kommunalpolitischen Gruppierung.

Auf Gemeindeebene führte die Mitte der 70er Jahre erfolgte widerrechtliche Erweiterung der Großefehntjer Mülldeponie zur Deponie für den gesamten Altkreis Aurich zur Gründung der „Überparteilichen Bürgerinitiative Großefehn e. V.“ mit dem Vorsitzenden Johann Janssen Bless. Sie erzwang das -notwendige- Planfeststellungsverfahren und den damit zusammenhängenden Planfeststellungsbeschluss mit zahlreichen Auflagen. Die scheinbare Erfüllung der Forderungen und der Übertritt des damaligen 1. und 2. Vorsitzenden in die Parteipolitik ließ es um die BL ruhig werden.

Bis sich Ende der 80er Jahre das Problemfeld schlagartig vergrößerte: 

– Erweiterung der Deponie für den gesamten Landkreis
– Bau eines Kompostwerkes
– Errichtung eines Kunststoffwerkes
– Schaffung eines Industrie- u. Gewerbegebietes.

Da alle Versuche einvernehmlicher Problemlösungen scheiterten, reakti-vierten 25 neu eingetretene Mitglieder die „alte“ BI und wählten im August 1989 einen neuen Vorstand mit dem Studiendirektor Focke Focken als 1.Vorsitzendem.

Innerhalb weniger Wochen zählte diese „neue“ BI fast 250 (zahlende!) Mitglieder. Spektakuläre Aktionen (wie z. B. die Bohrung von drei eigenen Brunnen, weil die Ergebnisse der offiziellen Sickerwasserproben der Deponie unter Verschluss gehalten wurden – in memoriam Hermann Röhling) trugen dazu bei, dass der Rückhalt in der Bevölkerung immer mehr zunahm. Selbst die regelmäßige Präsenz in den Medien konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die wichtigen politischen Entscheidungen – wie bisher – hinter den Kulissen fielen.

Hinzu kamen offensichtlich von der Deponie ausgehende gesundheitliche Beeinträchtigungen und Gefährdungen, die den Arzt Dr. Wilfried Heller auf den Plan riefen, neben gravierenden Problemen beim Schülertransport, die auch von vielen Eltern in gleicher Weise beklagt wurden, ohne dass die verantwortlichen Stellen in diesem Bereich für Abhilfe sorgen konnten.

Man kam miteinander ins Gespräch, war sich auf Anhieb in fast allen Punkten einig und gründete gemeinsam die „Großefehntjer Bürgerliste“, die bei den Gemeinderatswahlen 1991 erstmals antrat und aus dem Stand mit 17,11 % der Stimmen gleich 5 Ratssitze eroberte, zwei Mitglieder im Verwaltungsausschuss und mit Focke Focken den 1. stellv. Bürgermeister stellte.

Diese BL verstand sich von Anbeginn an als eine Art „Dachorganisation“ der jeweiligen örtlichen Bürgerlisten wie z. B. der „Mittegroßefehntjer Bürgerliste“, der „Akelsbarger Bürgerliste“, der „Ulbarger Bürgerliste“ usw. Die Gemeinderatsfraktion nahm Vorschläge und Antrage der örtlichen Gruppierungen auf und versuchte, diese dann auf Gemeindeebene umzusetzen.

Dieser Ansatz war so erfolgreich, dass die Bürgerliste bei den nächsten Wahlen 1996 mit insgesamt 30 Kandidatinnen und Kandidaten zur Gemeinderatswahl antraten und ihren Stimmenanteil auf 20,05 % (= 6 Ratssitze) verbessern konnte. Hinzukam die starke Präsenz in vielen Ortsräten, in denen man auch den Ortsbürgermeister stellen konnte.
Wegen vielfaltiger inhaltlicher Übereinstimmungen wurde bereits 1991 eine Zusammenarbeit mit der CDU-Ratsfraktion beschlossen, die sich über 15 Jahre (3 Legislaturperioden) erstrecken sollte und viele für die Menschen in unserer Gemeinde bedeutsame Akzente setzen konnte, insbesondere in den Bereichen Kindergärten, Schulen, Sporthallen, Bauplätze für junge Familien, Straßen- und Wegebau, Tourismus, Feuerwehrwesen etc.

Der grundsätzliche Ansatz der „Großefehntjer Bürgerliste“ ist erfreulicherweise  bis zum heutigen Tage erhalten geblieben und nach wie vor Verpflichtung: 

die Eigeninitiative und Eigenverantwortung der Bürger dauerhaft und
nachhaltig zu stärken,

die Gestaltung des eigenen Lebensraumes verstärkt in die eigenen
Hände zu nehmen,

sich ohne Ansehen von Ämtern oder Funktionen um die Durchsetzung von als richtig und bedeutsam erkannten Bürgerinteressen zu bemühen,

bei Versammlungen frank und frei seine Meinung zu sagen und sich
bei Abstimmungen keinerlei Fraktionszwang zu unterwerfen.